Workshop V, Peter Troxler, 2. Juli 2020
Peter Troxler recherchiert am Schnittpunkt von Betriebswirtschaftslehre, Gesellschaft und Technologie. Seit 2005 lebt er in Rotterdam, zuvor von 2001 bis 2005 in Aberdeen, Schottland. Dort arbeitete mit Mitgliedern des Projektteams an frühen Kunstprojekten zur Erdölindustrie. Peter erzählt vom Projekt Oil and the City (2005), das er in Aberdeen mitinitiiert hat, und seiner aktuellen Forschung zu Virtualisierung, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft.
Als Peter in Aberdeen lebte, hatte er persönlich das Gefühl, dass die Stadt von Erdöl dominiert wird. Oil and the City (2005) wurde teilweise entwickelt, um dem damals wachsenden Rechtspopulismus entgegenzuwirken. Das Projekt versuchte, die kulturelle Einbettung von Erdöl deutlich zu machen. Der Künstler Duncan Hart versuchte beispielsweise für das Projekt ohne Öl zu leben und machte so auf alle Produkte aufmerksam, die wir als selbstverständlich voraussetzen. Eine andere Strategie, um die Rolle von Erdöl zu verdeutlichen, besteht, so Peter Troxler, darin, die Menschen einfach zu ermutigen, sich eine Zukunft ohne Erdöl vorzustellen, oder ihnen zum Beispiel die einmalige Gelegenheit zu geben, diese Substanz zu riechen.
Peters aktuelle Forschung konzentriert sich auf Daten, „das Erdöl des 21. Jahrhunderts“, und untersucht die Virtualisierung, die derzeit auch in der Erdölindustrie Fuß fasst. Virtualisierung entsteht aus einem Gewinnmotiv, da sie die Belegschaft vor Ort reduziert. Es entstehen jedoch auch neue Sicherheitslücken wie etwa virale Angriffe auf die Computersysteme.
Die Diskussion wendet sich dann Nachhaltigkeit und Peters Arbeit zur Kreislaufwirtschaft zu. Er erzählt uns von einem aktuellen Projekt dem Recycling von Kunststoffabfällen, in dem untersucht wird, wie der Kunststoffkreislauf geschlossen werden kann, um aus Abfall sauberes Material zu erzeugen. Aus dieser Perspektive müssen wir Erdöl in Verbindung mit anderen Ressourcen und Technologien betrachten. Das zugrunde liegende Problem ist, dass die Menschheit offenbar nicht gut mit begrenzten Ressourcen umgehen kann.
Zuletzt betont Peter Troxler die Wichtigkeit der Transdisziplinarität. Welche Fragen stellen Kunst und Wissenschaft? Welche Fragen haben sie gemeinsam? Transdisziplinarität erfordert viel Zuhören und bietet uns die Möglichkeit, über unser Denken und Wissen zu reflektieren. Wir müssen uns bewusst werden, dass Kunst und Wissenschaft unterschiedlich denken.
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