Workshop VII, Herwig Turk, 9. Juli 2020

In seinem zweiten Workshop präsentiert Herwig Turk unseren Projektpartner*Innen am Department Petroleum Engineering der Montanuniversität Leoben einige seiner Kunstprojekte zur Forschung im Labor. Diese Projekte können uns kreative und spielerische Möglichkeiten eröffnen, um die Geräte in den Labors von Leoben anders zu verwenden.

Herwig präsentiert die Arbeiten hands on (2014), labscapes (2007) und tacit knowledge experiment 1 & 2 (2011). Anschließend spricht er über value/order (2011). Für diese Arbeit bat er Wissenschaftler*Innen, Objekte nach ihrem Wert zu ordnen, und ermutigte sie, über verschiedene Wertformen nachzudenken: monetär, sentimental, wissenschaftlich und so weiter. Die Ordnungssysteme der Wissenschaftler*Innen waren sehr unterschiedlich.

Zuletzt präsentierte Herwig the conversation that never took place (2013). In dieser Arbeit bat er vier biomedizinische Forscher*Innen, über Themen zu sprechen, die sich wissenschaftlichen Antworten entzogen, wie beispielsweise Sterblichkeit. Das Video stellt die vier Wissenschaftler*Innen so dar, als ob sie zusammen im selben Raum wären. Sie waren durchaus überrascht, sich in einer Interviewsituation zu befinden, in der sie über das Leben spekulierten.

Holger Ott befragt Herwig Turk, warum er versucht, die individuellen Ansichten und Persönlichkeiten von Wissenschaftler*Innen zu zeigen und wie das Publikum, sowohl Fachleute als auch Laien, auf die Arbeit reagiert hat. Herwig antwortet, dass er an Zweideutigkeiten interessiert ist und persönliche Aspekte von Forschung enthüllt, mit denen wir normalerweise nicht in Kontakt treten können. Die zugrunde liegende Frage dieses Ansatzes lautet: „Wie kommen wir zu einem etablierten Diskurs?“. Das Publikum, sowohl Fachleute als auch Laien, neigt dazu, in diesem persönlichen Ansatz einen Bezugspunkt zu finden.

Alejandra Rodríguez-Remedi stellt die Frage, nachdem Herwig in seinem Beitrag über labscapes (2007) beschreibt, wie die Fruchtfliege die Ästhetik des Labors bestimmt, inwieweit Erdöl die Ästhetik des Labors in Leoben determiniert. Pit Arnold antwortet, dass er dies jeden Tag anders empfindet, aber er kann die ästhetische Seite des zu untersuchenden Gesteins und der Flüssigkeit, die sich darin befindet, sehen. Alejandra fragt auch, was die Lieblingslaborobjekte des Leoben-Teams sind. Pit´s Lieblingsobjekt ist Gestein, weil es konkret ist. Karez Abdulhameed kann sich nur ein Konzept vorstellen (und kein Objekt): „Druck“, der sich direkt auf unsere Laborgeräte auswirkt; zum Beispiel wenn man an Stauseen und Bohrungen denkt.

Ernst Logar befragt Karez, ob sie einen Unterschied zwischen dem Verständnis von Erdöl in Österreich und im Irak sieht. Karez antwortet, dass sie erkannt hat, dass diese Substanz für Menschen in Österreich gleichbedeutend mit Energie ist, um beispielsweise ihre Autos zu tanken. Aber im Irak bedeutet Erdöl, „Beitrag zur Wirtschaft“, „Regierung“, „Politik“, „Konflikt“.

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