Workshop VIII, Imre Szeman, 6. August 2020

Imre Szeman beginnt in seiner Präsentation „Erdöl, Coronavirus und das Versprechen einer grünen Zukunft“ mit den drei grundsätzlichen Elementen seiner Überlegungen zu den Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die Energiezukunft: Erdöl, COVID-19 und Grün.

Besondere Aufmerksamkeit will er der Geschichte der Energiewende schenken, die mit dem Aufkommen der Pandemie entstanden ist. Beschleunigt COVID-19 den Übergang zu einer grünen und von Sonnenergie angetriebenen Welt? Und wenn ja, wie?

COVID-19 hat Raum für mehrere vielversprechende Entwicklungen geschaffen, die für alle die sich mit unserem Planeten beschäftigten, unübersehbar sind. Die Botschaft, dass COVID-19 ein Glücksfall war, ist jedoch beunruhigend, denn sie verschleiert die wirklichen Fragen der Energiewende. Dazu müssen wir nämlich die sozialen Beziehungen verändern, und die fossilen Brennstoffe hinter uns lassen, um andere Energiesubjekte zu werden.

Fossile Brennstoffe, wie Freud bereits in Das Unbehagen in der Kultur (1930) erkannt hat, erweitern,was es bedeutet, Mensch zu sein, und machen uns zu einer anderen Art von Wesen. Die wahrscheinlich größte Herausforderung der Energiewende besteht darin, die Subjekte die wir derzeit sind, nämlich „Petrogötter“, davon zu überzeugen, unsere durch fossile Brennstoffe gewährte Macht aufzugeben.

Hat der Virus einen „Riss“ erzeugt, eine Möglichkeit für eine notwendige Änderung? Vier Monate nach Beginn der Pandemie gab es Vorhersagen über ihre Auswirkungen, wie etwa eine Änderung der sozialen Gewohnheiten. Viele haben begonnen, von zu Hause aus zu arbeiten und in der Nähe einzukaufen. Dies stellt jedoch eine Minderheit der Bevölkerung in einer Minderheit von Ländern dar. Darüber hinaus müssen die in den Vororten lebenden Menschen immer noch Auto fahren, um sich zu versorgen. Somit bleibt Erdöl ein notwendiges Übel. Wir sind in ein größeres, mächtiges System eingebettet, das von Investoren angetrieben wird. In der Zwischenzeit erhielt die Ölindustrie Subventionen, und keines der großen erdölkonsumierenden Länder hat bisher angemessene Maßnahmen vorgeschlagen.

Es scheint, als ob Social Engineering erforderlich ist, um die Petrogötter zu entmachten. Dies ist jedoch im Hinblick auf demokratische Werte und Praxis problematisch. Imre Szeman findet, dass Menschen freiwillig handeln sollten. Die Haltung, dass „jemand etwas für uns tun muss“ macht Szeman nervös. Seine größte Sorge ist, wie wir zum Politischen gelangen: dem kollektiven Aspekt, der notwendig ist, um den Wandel zu beschleunigen.

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