Workshop XV, Johannes Frasnelli, 22. Oktober 2020
Johannes Frasnelli beschäftigt sich insbesondere mit Geruchswahrnehmung und forscht aktuell am Labor für chemosensorische Neuroanatomie der Université du Québec à Trois-Rivières. Sein Forschungsgebiet sind die drei chemischen Sinne: Geruch, Geschmack und Trigeminalssytem. Diese drei eng zusammenwirkenden Sinne sind mit Nase und Mund verbunden und dienen der Erkennung und der neuronalen Verarbeitung von Chemikalien in der Umwelt. Die chemischen Sinne schützen uns und spielen auch beim Genuss eine wichtige Rolle.
Um die Forschung des Labors für chemosensorische Neuroanatomie zu veranschaulichen, präsentiert Frasnelli die Ergebnisse einer Untersuchung der Parkinson-Krankheit, die von einem seiner Studenten durchgeführt wurde. Ziel dieses Forschungsprojekts war zu untersuchen, ob es ein spezifisches Profil für die Krankheit gibt und ob olfaktorische Fehlfunktionen möglicherweise als charakteristisches Zeichen für Parkinson im Frühstadium angesehen werden können.
Frasnelli und seine Kolleg*innen bieten darüber hinaus ein olfaktorisches Training im Labor an und sammeln Daten über die Auswirkungen dieses Trainings auf das menschliche Gehirn. Die Erkenntnis dieser Studie war, dass Menschen, die das Training absolvieren, alle bestimmte Teile ihrer Gehirnregionen aktiviert haben. Derzeit untersucht das Forscher*innen-Team, wie viele COVID-19-Patient*innen eine olfaktorische Störung aufweisen, und welche Langzeitwirkung und Therapien bestehen könnten.
Frasnelli spricht dann über den individuellen Aspekt der Geruchswahrnehmung. Emotionen spielen hier eine große Rolle. Die Art und Weise, wie wir Gerüche empfinden, ist jedoch weniger individuell und wir haben tatsächlich kein spezifisches Vokabular für Gerüche. Stattdessen verwenden wir objektbezogene Wörter, um sie zu beschreiben: Wir sagen beispielsweise, dass etwas nach einem bestimmten Gegenstand riecht.
Die Verbindung zwischen Geschmack und Geruch ist Teil eines zweistufigen Prozesses. Geschmackswahrnehmung beeinflusst unsere Geruchswahrnehmung. Darüber hinaus hat Geruch einen kulturellen Aspekt. Denken Sie zum Beispiel an Jauche. Für Menschen auf dem Land bedeutet ihr Geruch Zuhause, in der Stadt bedeutet er Kot. Unsere Interaktionen mit der Welt sind multisensorisch. Geruch wird jedoch oft übersehen. Wir neigen dazu, uns daran zu erinnern, was wir sehen und hören, nicht an das, was wir riechen.
Geruchswahrnehmung I Université du Québec I Schutz I Genuss I Krankheit I Gehirn I Emotion I Kultur I multisensorisch