Workshop XVI, Bernhard Schmidt, 19. November 2020

Bernhard Schmidt ist Naturwissenschaftler, Museumspädagoge und seit 2012 Teamleiter der Abteilung Energie & Bergbau des Wiener Technischen Museums. Während er sich intensiv mit Fragen von Nachhaltigkeit und Ökologie beschäftigt, war seine erste Aufgabe die Neugestaltung der Ausstellung über Öl & Erdgas. Möglich wurde diese Neugestaltung durch eine Kooperation mit der OMV Aktiengesellschaft an dem Projekt, die ein neues Image der Ölindustrie fördern wollte. Die Entwicklung der 2014 eröffneten Neugestaltung dauerte eineinhalb Jahre.

Ihre Suche nach Exponaten führte Bernhard Schmidt und seine Kolleg*innen in die Lagerräume des Technischen Museums Wien, in das historische, kleine Ölmuseum in Neusiedl an der Zeya, das einige Objekte spendete, und sogar zu einer OMV-Bohrung nach Erdgas in Österreich. Dort konnte das Team die Bohrarbeiten und die Sicherheitsvorkehrungen besichtigen. Bernhard Schmidt beschreibt, wie der Standort jetzt wieder vollkommen unsichtbar ist, da die OMV tatsächlich darauf geachtet hat, die Umwelt so wenig wie möglich zu kontaminieren.

Um die Ausstellung zu strukturieren, wurden sieben wichtige Orte und Themen identifiziert, die für die Öl- und Gasindustrie von Bedeutung sind. Der erste, Zistersdorf, ist ein wichtiger Standort für die Ölförderung in Österreich. Er spielte eine bedeutende Rolle in der frühen Ölgeschichte Österreichs, die bis ins späte 19. Jahrhundert zurückreicht, als die Habsburgermonarchie der drittwichtigste Ölexporteur weltweit war. Ein Gemälde von Reinhold Völkel aus dem Jahr 1910 bietet einen visuellen Bericht der Zerstörung, die die Infrastruktur für die Ölförderung damals in der natürlichen Landschaft verursachte.

Der zweite Standort, Gullfaks, ein Öl- und Gasfeld im norwegischen Sektor der Nordsee, zeigt Offshorebohrungen und ihre Auswirkungen auf die Natur. Die italienische Hafenstadt Triest veranschaulicht den internationalen Ölmarkt mit der Ankunft von Rohöl auf dem Seeweg. Von dort gelangt das Öl über eine Pipeline zur Ölraffinerie der OMV in Schwechat, einem weiteren zentralen Ort der Ausstellung. In diesem Ausstellungsabschnitt wird auch ein historischer Koffer mit Ölproben für den Unterricht von Shell aus dem Lager des Technischen Museums gezeigt. Die Schüler*innen mussten in der Lage sein, Proben anhand von Farbe, Viskosität und Geruch zu identifizieren. Die Kaiserstraße, eine Straße in Wien, zeigt beispielhaft, wofür Erdöl im städtischen Alltag verwendet wird, unter anderem für Wärme, Strom und die Herstellung von Materialien wie Kunststoff. Wir konnten bislang keinen Ersatz finden, der alle diese Funktionen erfüllen kann.

Während der Schwerpunkt der vorherigen Ausstellung auf Technologie lag, werden bei der Neugestaltung die politischen und menschlichen Aspekte berücksichtigt: „Ohne Menschen haben wir keine Technologie‟. In Bezug auf die Darstellung der Energiequellen durch das Museum müssen erneuerbare Energien und die Ölindustrie ein Gleichgewicht finden, da „wir Erdöl noch nicht überwunden haben“.

Technisches Museum Wien I OMV
I Sicherheit I Kontamination I Zistersdorf I Habsburgermonarchie
I Schwechat I Gleichgewicht