Workshop XVII, Johannes Schmidt, 14. Januar 2021

Der Energie- und Ressourcenökonom Johannes Schmidt, außerordentlicher Professor am Institut für nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Universität für natürliche Ressourcen und Biowissenschaften, Wien, stellt seine Arbeit zu reFUEL vor. In diesem vom Europäischen Forschungsrat finanzierten fünfjährigen Forschungsprojekt wird die Rolle des Handels für die weltweite Zukunft erneuerbarer Energien analysiert.

In seinem Vortrag „Globalisierung? Handel mit erneuerbaren Brennstoffen und soziale Landnutzungsbeschränkungen in einem kohlenstoffarmen Energiesystem“, beschreibt Schmidt seine Recherchen über die Auswirkungen erneuerbarer Energien auf Flächennutzung in Österreich, Schweden und Brasilien. Er erklärt, wie wichtig die Verfügbarkeit von Land ist, und wie die Infrastruktur für die Verarbeitung und den Transport fossiler Brennstoffe den Handel mit solaren und elektrischen Brennstoffen ermöglichen kann. Einige zusätzliche Treiber, die den Einsatz von erneuerbaren Treibstoffen möglicherweise erhöhen werden, sind neue Technologien und die Wirtschaftlichkeit erneuerbarer Systeme.

Eine Möglichkeit, um den relativ hohen Landverbrauch von erneuerbaren Energien zu adressieren, ist die doppelte Nutzung von Flächen, beispielsweise bei der Kombination von Pflanzenanbau für die Treibstoffproduktion und von Windturbinen und Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung. Der zukünftige Handel mit erneuerbaren Kraftstoffen sei so zu gestalten, dass Prinzipien von Landneutralität und Gerechtigkeit eingehalten werden. Abschließend betont er, dass es unabdingbar ist, die Rolle des Handels in einer zukünftigen Welt der erneuerbaren Energien integriert zu beurteilen. Schmidt schließt mit zwei offenen Fragen: „Wer profitiert? Wer trägt die Kosten?‟

Eine vollständige Konvergenz zwischen den Ländern ist erforderlich, um Ungleichheit zu verringern. Wir haben keinen einzigen Kapitalismus, sondern viele Varianten und Abstufungen in unserem Wirtschaftssystem. Für eine Energiewende ist die Rolle des Staates entscheidend. Politische Entscheidungen Chinas und Deutschlands, nicht der „freie Markt‟, haben die Entwicklung der Solarenergie vorangetrieben. Es sind Staaten und internationale Abkommen, die die Energiewende forcieren können.

Johannes Schmidt ist der Ansicht, dass es, sobald bestimmte Technologien entwickelt wurden – in diesem Fall für die Nutzung von Wind- und Solarenergie – schwierig ist, sich wieder davon abzuwenden. Während vor etwa einem Jahrzehnt ein Ölfördermaximum als Folge eines Angebotsrückgangs prognostiziert wurde, ist es heute immer wahrscheinlicher, dass dieses aufgrund des rückläufigen Verbrauchs erreicht werden wird. Insgesamt wird Öl von der Energiewende hart getroffen. Der Kohleverbrauch fiel in Europa und den USA bereits steil ab. Der Ölverbrauch wird wahrscheinlich langsamer im Lauf der kommenden Jahrzehnte abnehmen. Die Produktion ist teuer, und für Transportzwecke können Elektrofahrzeuge höchstwahrscheinlich in naher Zukunft die Verwendung fossiler Brennstoffe ersetzen.

Erneuerbare Energie I Wirtschaft
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